Schlechte Tage

Trier oder schlechte Tage hat ein Jeder mal

Tja, was soll ich berichten über diesen verregneten Sonntag, der uns nichts gab außer einem mickrigen Punkt, nassgeregneten Klamotten und der Erkenntnis, das auch Fans schlechte Tage haben.

Über die Jahreshaupversammlung am Freitag hülle ich mich hier in Schweigen. Nur soviel: Der Komödienstadl wird am 21.11. fortgesetzt, selbe Stelle, selbe Welle. Eigentlich wollte ich dann am Samstag mit Superfly endlich die verflixten Überstände am Zaun in der Südkurve abflexen, die unsere Fahnen löchern und laut Herrn Brux schon so manch Einen den Finger gekostet haben. Allein das Wetter machte uns einen Strich durch die Flexerei und auch das Amateurspiel fiel ins Wasser. Nach dieser Hiobsbotschaft reichte ein letzter Blick aus dem Fenster, um mich dazu zu bringen, mich wieder ins kuschelige Bett zu legen und mein Schlafdefizit der vergangenen Woche nachzuholen.

Am Sonntag dann endlich wieder ein Heimspiel. Diesmal gegen Trier, die älteste Stadt Deutschlands. In der Hoffnung, das die Trierer heute wie eben jene Ältesten aufspielen würden (eine solch senile Truppe sollte dann doch endlich mal zu knacken sein) begab ich mich schon um zwölf zum Stadion, um die angekündigten YNWA-Infoflyer abzuholen, die wir dann in der Süd verteilen sollten. Ein kurzes Hallo mit dem T-Shirtverkäufer, zweitausend Flyer und zwei Arbeitskarten eingesackt und da kam der “Star” des vergangenen Freitags, Holger Scharf. Kurz blitzte es mir durch den Kopf, etwas über die JVH zu sagen. Aber ich hielt meinen Mund, denn heraus gekommen wäre wohl eher eine zynische Bemerkung, die ich mir dann lieber ersparte.

Panorama vs. Trier

Panorama vs. Trier

So begab ich mich ins Miller, um dort Superfly, Bob und den Silversurfer zu treffen. Ein Weißbier geordert, auf Mr. Bagu angestoßen und abgewartet, wann der Rest eintrudeln würde. Lange mußte ich nicht warten und Bob und Superfly kamen. Bald auch der Silversurfer, der total aufgekratzt durchs Miller hüpfte, da er seit halb zwei nachts auf den Beinen war und schon zum Frühstück drei Paulaner vertilgt hatte. Wenn das Mr. Bagu wüßte. Der würde sich im Pferdeturm zweimal umdrehen. Egal, wir waren guter Dinge und auch das Wetter konnte dem keinen Abbruch tun. Da klingelte mein Handy und wer rief durch den Äther: Winnie aus Trier. Ich hatte ihn im Internet ausfindig gemacht, um jemanden zu haben, der für das “Stadion” des Grafen etwas über die Trierer Fanszene zum Besten gab. Nun gut, Winnie war kurz vor dem Stadion und ich lotste ihn ins Miller. Es trafen vier recht junge Trier Supporter ein, die uns mit einem gar possierlichen Dialekt begrüßten und sich darüber freuten, das es Astra auch in Flaschen gab und am Millerntor das Bier noch echte Prozente hat. Nun denn, einige Biere und Nettigkeiten wechselten über den Tisch und alle machten sich alsbald auf den Weg ins Stadion. Auf dem Weg trafen wir noch Modefan mit Frau Gemahlin, was mich sehr freute. Denn Frau Modefan war schon seit einiger Zeit nicht mehr im Stadion und dabei freu ich mich doch immer so wenn sie dabei ist.

Superfly und ich warteten am Steinlogo, um noch eine Karte zu vergeben und Bob holte vom Netzmeister die zweite Schwenkfahne. Der aufkommende Wind machte mir ein ums andere Mal klar, warum Flugblätter Flugblätter heißen und so spielten die YNWA-Infoflyer mit uns “Hasch mich, ich bin der Frühling”. Nachdem wir alle wieder eingesammelt hatten, Bob die Fahne hatte und die Karte an den Mann gebracht war, gingen wir ins Stadion und trafen dort den Rest der Aktion Süd. Die Flyer waren schnell verteilt, Fahnen aufgesteckt, Plätze wurden eingenommen und wir harrten der zehnminütigen Ruhe, in der wir singen sollen durften: Allein es kam kein Roar auf und so verhallte auch unser Gesang in der Süd im Rausch des Regens und des Windes. Einzige Überraschung war, das Orsen sich bei uns in der Süd befand. Spionieren die Passanten so offensichtlich… 😉

Die Glocken erklangen dann, Superfly und ich machten uns an die Schwenkfahnen und der Wind ebenso. Eiderdaus, das war ein ganz schöner Kraftakt aber auch ein schönes Bild, wie die Fahnen wehten. Dennoch, es kam was kommen mußte: Erst rissen die Zaunüberstände bei Superfly ein Loch in die Fahne und später dann bei mir. Die Löcher waren aber nicht allzugroß und die Fahnen konnten schön weiter wehen. Aber Boys In Black (for him) war verständlicherweise genervt, da die eine Fahne gerade von ihr frisch genäht war. Aber liebe Bib, mach dir keinen Kopf. Du wirst dafür bald entschädigt 😉

Doppelhalter vs. Trier

Doppelhalter vs. Trier

Das Spiel begann und so auch unser Bangen und Hoffen auf Tore, Leistung, Kampf und drei Punkte, denn eigentlich hatten wir ja “Hamburger Wetter”. Was konnte also schon schiefgehen? Einiges! Das Spiel unserer Mannschaft blieb allzuoft im Mittelfeld stecken, Fehlpässe jagten einander wie junge Elfen sich beim Spiel im Zaubergarten, mit Falschen Einwürfen wollten wir den Trierern in nichts nachstehen und einzig erwähnenswert bleibt der Lattentreffer von Patschinski kurz vor Ende der ersten Halbzeit. In der Halbzeit verteilten wir bunte Zettel an die Südsteher/Innen, da wir im Anschluss an das Halbzeittransparent des Fanladens (im Kontext des FARE Wochenendes) Stellung gegen Rassismus beziehen wollten. Zum Anfang der zweiten Halbzeit saßen Superfly, Südkurve und ich mit Tapete auf dem Zaun, die Leute winkten mit ihren Zetteln und als ich aber wieder vom Zaun runtersteigen wollte, verlor ich für einen kurzen Moment das Gleichgewicht und konnte mich nur mit einem leichten Hang nach vorn wieder regulieren. So aber hing ich wie ein nasser Sack über dem Zaun. Getrocknet wäre ich da aber nicht und deswegen versuchte ich einen Abgang, der die Peinlichkeit überspielen sollte. Das gelang mir einigermaßen und mit einem Barrenabgang und einer Verbeugung konnte ich mich retten. Immerhin hatte die Kurve wenigstens so einen Grund zu Lachen. Aber Schockschwerenot, die Tapete der Boys In Black mit dem eigentlichen Zettelkontext blieb unten. In dem Wirrwarr der ersten eigenen Choreo und wohl auch des Wetters ging unsere Choreo leicht unter. Das tat die Mannschaft uns nach und außer den wenigen Torchancen von Ofodile, Fröhlich und Meier blieb das Spiel im Mittelmaß stecken und unsere Stimmung wurde dadurch mehr als beeinflusst. Auch unser Support wollte nicht mehr so recht und unsere Aktion Süd ließ sich mit dem Spiel, dem Wetter und der gruseligen Stimmung treiben. Aber haben nicht auch Fans das Recht auf einen schlechten Tag?

Als wir das Stadion verließen sah ich Winnie aus Trier mit nacktem Oberkörper aus dem Gästeblock stürmen. Ich frage mich, ob das Spiel aus dem Gästeblock soviel anders ausgesehen haben muß als das man sich vor Begeisterung halbnackt dem Regen aussetzen müßte. Respekt Winnie…

So ging die Süd gen Miller und traf auf die Arschrocker. Immerhin wurde es hier noch lustig und es wurde “Auf der Reeperbahn…” gesungen, Bier genötigt getrunken zu werden und die Zusammenfassung des Spiels auf DSF brachte keine neuen Erkenntnisse aber auch keinen Stimmungseinbruch. Wir begrüßten dann auch erstmals Bender, Mosh und den Zwiebeljungen in unserem realen Kreis und so schliesst sich der Kreis des Forums im realen Leben zu einer illustren Truppe. Das gibt gute Aussichten auf die Burghausenfahrt.

Was bleibt ist die Tatsache, das wir Fans einen schlechten Tag besser verkraften als unser heißgeliebter Verein.