Millerntorcup

Millerntorcup oder wieso darf der Gegner mit zehn Leuten auf den Platz?

Aua!

Aua!

Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen: Die Arschrocker haben Legende geschrieben und das Turnier gewonnen. Die Aktion Süd hat Lehrgeld bezahlt. Aber wer so wie wir im Vorfeld verbal ausgeteilt hat, ist auch in der Lage einzustecken.

Samstag morgen klingelte erst der Wecker und dann das Telefon. Superfly war dran und brabbelte irgendetwas von krank, arbeitsunfähig und gelbem Schein. Da er in der Nacht zuvor das letzte Mal als ich ihn sah lattenstramm im Radau stand und sich bei dem Versuch zu Kickern am Spielgerät festhielt, glaubte ich ihm aufs Wort. Den Silversurfer hatte ich zuletzt im Radau morgens um ca. vier Uhr mit einem Astra in der Hand gesichtet als ich mich auf den Weg nach Hause machte. Da stand er mit Adolf Jäger und einem Teil der Arschrocker. Allein mich nach so einer Nacht morgens in der Frühe so zu verarschen war schon eine Gemeinheit, die ihresgleichen sucht. Nach einigem Hin und einigem Her packte ich meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Ort der Veranstaltung: In der Alsterdorfer Sporthalle sollte der Millerntorcup 2002 stattfinden. 51 Fanclubs wollten sich mit uns, der Aktion Süd messen.

Wenn nur nicht der Kopfschmerz wäre, dachte ich bei mir und machte mich auf den Weg, mich vom HVV zur Sporthalle kutschieren zu lassen. An das Heimspiel gegen Aachen wollte ich gar nicht erst denken. Das Drama fing dann in der Max-Brauer-Allee an als der Bus sich für mehr als fünfzehn Minuten in einem Stau aufhielt und ich irgendwann feststellen musste, das ich das erste Spiel nur unter extremsten Anstrengungen schaffen würde. Naja, irgendwie habe ich es dann geschafft, drei Minuten vor Anpfiff in der Halle zu sein und mich umzuziehen. Der Silversurfer guckte mich die ganze Zeit so komisch an und ich musste mit Erschrecken hören, das sein Cousin St. Pauli Boy ihn heute morgen abgeholt hatte und Silversurfer zwanzig Minuten vorher gerade vom Kiez zurück gekommen war. Die Arschrocker bestätigten mir, das er noch im Radau war als sie sich um sieben Uhr morgens auf den Weg in ihr Hauptquartier machten. Alter Schwede, der Silversurfer war voll wie ein Amtmann und hatte Bier in der Hand. Wohl um den Pegel zu halten. Auf sicher gehen, nichts anmerken lassen und das Astra da rein wo es passt. In den Kopf.

Arschrock

Arschrock

Das erste Spiel gegen Fischpisse ging knapp 0:1 verloren. Ein eklatanter Ballverlust in der Abwehr führte dazu, das ein Fischpisser allein auf mein Tor zukam. Ich ging raus, versuchte den Winkel zu verkürzen und er schaffte es tatsächlich, den Ball durch meine Beine zu bugsieren, die beim Sprung leicht geöffnet waren. Das muss man sich mal vorstellen. Die nächste Zeit nutzte ich, um mich dann anständig anzuziehen, mir zwei Finger zu tapen und erst mal eine Cola zu trinken. Die Arschrocker spielten ihr erstes Match und konnten ebenso wie BWU ein 1:1 heraus spielen. Klo war aber ähnlich wie der Silversurfer so voll, das El Presidente nur aus zwei rotglühenden Augen das Spiel aus der Nähe betrachten konnte. Allein der Astra Schwabe wirkte wie ein Jungbrunnen. Aber das nutzte nicht viel, denn er agierte als Schiedsrichter.

Unser zweites Spiel gegen die U16 wollten wir natürlich jetzt unbedingt gewinnen. Das Spiel erlangte aber durch einige Rüpeleien und Provokationen unschönen Glanz und mehr als einmal konnte die berühmte neudeutsche Rudelbildung beobachtet werden. Die U16 erzielte kurz vor Abpfiff das 0:1 und so verloren wir auch unser zweites Spiel. Heiko und Catrin ermahnten die U16 nach dem Match was ich aber etwas ungerecht fand, da auch wir eine Ermahnung hätten bekommen müssen. Immerhin hatte sich auch Superfly mitunter etwas mitreißen lassen. Mein ekelhafter Hang zum Fairplay ließ mich dann bei Heiko aufschlagen, um zu sagen, das nicht nur die U16 rüpelhaft und unfair war. So kamen wir dann auch noch zu unserer verdienten Abmahnung.

Fump...

Fump...

Das dritte Spiel gegen die Arroganten Arschlöcher ging klar 0:2 verloren. Einen Hammerschuss aus sechs Metern konnte ich nicht mehr schnell genug mit der Faust übers Tor lenken und an das zweite Tor kann ich mich nicht wirklich erinnern. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt höchstens mal an einem Bier genippt hatte. Somit waren wir ausgeschieden und ich bedauerte die Tatsache bei diversen Bieren. Der Astra Schwabe, Klo und auch Orsen hatten natürlich nichts besseres zu tun als sich über uns lustig zu machen. Aber wie schon gesagt: Wer austeilt muss auch einstecken können. Und verlieren ist keine Schande. Es sei denn, man steht auf dem 18. Platz der zweiten Bundesliga.

Die BWUler waren aber auch nicht weitergekommen. Immerhin aber konnten sie einen Platz vor uns ergattern, was ihre Schadenfreude nicht geringer werden ließ. Der Silversurfer hatte längst seinen Pegel in ihm unbekannte Dimensionen gesteigert und nahm zwar an jeder Unterhaltung rege und freundlich teil. Allein verstehen konnte ihn keiner. Die Boys In Black, Achim, Südkurve und St. Pauli Boy nahmen unsere Niederlagen recht gelassen hin, verkündeten, das Training doch wohl mehr als wichtig sei und freuen sich schon auf das nächste Turnier. Kinder Kinder, das wird eine fürchterliche Rache geben.

Wir lungerten noch zusammen mit den Arschrockern, einigen BWUlern und anderen Zeitgenossen im Vorraum der Halle rum, tranken Bier, flachsten und hatten alsbald auch die Turnierschmach verkraftet.
Der unrühmliche Teil des Turniers aber wurde um die Tatsache ergänzt, das irgendein Lutscher sich meiner Geldbörse bemächtigt hatte. Gottseidank stellte ich später zuhause fest, das meine Dauerkarte immerhin nicht drin gewesen war sondern zuhause auf dem Küchentisch lag. Der Rest ist ersetzbar. Wenn auch unter unnötiger Anstrengung. Die Arschrocker spielten sich in Rage und schafften es tatsächlich bis ins Finale, das sie auch gewinnen konnten. Da lag ich aber schon zuhause in der Wanne, nahm ein Entspannungsbad und plante einen ruhigen Abend vor dem Fernseher.

Das nächste Turnier kommt bestimmt. Und der Silversurfer fragt sich heute immer noch, warum der Gegner mit zehn Leuten aufs Feld durfte und wir eigentlich ein Fanclub voller Zwillinge sind. Die Entscheidung welchen der beiden Bälle er jetzt kicken soll hat er aber bravourös gemeistert indem er die Bälle einfach ignorierte?

Der da war es!

Der da war es!