Auswärts zuhause 01

Fürth auswärts zuhause oder wer hören kann muss fühlen

So ein Wochenende ist eine echte Prüfung und geht an die Substanz. Vor allen Dingen, wenn jeden Tag Fußball gespielt wird.

Eigentlich wollte ich Samstag mit Bob und Boys In Black (for her) zu unseren Amateuren gehen, erfuhr aber Freitag, das ich zur gleichen Zeit mit unserer Mannschaft gegen Viktoria Harburg antreten sollte. Also wühlte ich mich Samstag zu unchristlicher Zeit, so gegen elf Uhr aus dem Bett, kredenzte mir Kaffee mit Zigarette und packte mein Sporttäschchen. Wie immer pünktlich am Treffpunkt konnte ich mir die Wartezeit auf die Abfahrt damit versüßen, wie sich in der Tat extrem ansehnliche Polizistinnen in ihre Schildkrötenkampfmontur stopften. So also wird aus einem potentiellen Playmate ein Schrankmonster.

In Harburg angekommen ließ unsere aktuelle Nummer Eins auf sich warten und ich hoffte, endlich wieder in der Bezirksliga das Tor zu hüten. Er kam aber dann doch zehn Minuten vor Anpfiff und so nahm ich auf der Bank Platz. Wie gehabt. (Wir Torleute verstehen uns sehr gut aber ein bisschen Wunschdenken muss erlaubt sein.) Nach anfänglich guten zehn Minuten kassierten wir durch zwei extrem dumme Abwehrfehler zwei Tore und ließen uns danach auf Provokationen der Gegner ein, was zwei gelbe Karten zur Folge hatte und das Spiel extrem zerfahren und unansehnlich machte. Die Leistung des Schiedsrichtergespanns tat ein übriges dazu. In den ersten dreißig Sekunden der zweiten Halbzeit kassierten wir das dritte Ding und wieder kam es zu Rangeleien, dummen Texten und üblen Fouls. Diesmal aber kassierte der Gegner aufgrund einer Tätlichkeit eine rote Karte und wir kamen endlich wieder in das Spiel als solches. Unser Kapitän markierte dann noch mit einem extrem schönen Weitschuss den Anschlusstreffer aber allein die Zeit reichte nicht mehr, um das Spiel umzubiegen.

Nach einer heißen Dusche und dem Ersatzbankbier ging es zurück nach Hause. Ein Nickerchen kam gerade recht, um frisch genug in die Schanze zu fahren. Dort war ein Treffen mit Freunden angesagt, das sich als ruhige aber intensive Gesprächsrunde entpuppte. Das traf sich für mich sehr gut, da am nächsten Morgen das nächste Spiel anstand und ich schon um neun Uhr in der Früh wieder hoch musste.
Dieses Spiel fiel aber aus, so das ich relativ pünktlich mit Büchsenbier bei Bob aufschlug, um zu erfahren, das unsere Profis schon zurück lagen. Bald darauf trafen auch Nuhnuh, Klo und Boys In Black (for her) ein und wir verfolgten den Lauf der Dinge. Allein schon der Kommentator machte uns verdrossen, da neben der zu vermissenden Neutralität die ständige Nennung vom St. Pauli Hamburg nervte und mich dazu veranlasste, dem Hörfunkproduzenten eine Email zu schicken. Die Tatsache, das Fürth einen Chinesen verpflichtete und das Spiel gegen unseren FC zum chinesischen Tag ausrief, um die chinesischen Restaurantbesitzer ins Stadion zu locken entlockte uns immerhin ein Lächeln. Ganz großes Marketingkino.

Das Spiel tröpfelte in der ersten Halbzeit dann so vor sich hin und erst die zweite Halbzeit brachte Aufregung. Aber nicht die ersehnte Aufregung um Kampf und Tore. Vielmehr Stanislawskis Aussetzer, bzw. Platzverweis und die gelb-rote Karte für Ofodile brachten mal wieder das Fass zum Überlaufen. Da war das zweite Tor der Fürther nur noch folgerichtig. Die Tatsache, das kurz vor Schluss eine Aufholjagd begann, die mit dem Treffer von Patschinski eingeläutet wurde riss uns nicht wirklich von den Stühlen. Und so kam es wie es kommen musste, die Fürther brachten den Vorsprung relativ locker über die Runde. Wir aber fragten uns, wie es weitergehen soll? Der nächste Gegner ist Köln und wird aufgrund der gestrigen Niederlage wohl kaum Kamelle am Millerntor verteilen, sondern vielmehr Punkte sammeln wollen. Mit Stanislawski und Ofodile sind zwei Spieler gesperrt und der Kader schrumpft mal wieder. Immerhin muss Pipel dann zwischen weniger Fußballlegasthenikern aussuchen.

Die Wartezeit auf den DSF-Zusammenschnitt verbrachten wir mit dem Video ?Wir waren Absteiger Nr. 1? und Klo und mir trieb es das ein ums andere Mal fast die Tränen in die Augen. Dieses Video ist für uns das, was ?Mesage In A Bottle? oder ?Lovestory? für die romantisch veranlagte Frau Mitte Dreißig ist. Und so wird es wohl auch noch lange bleiben. Denn die Realität ist viel zu hart, um sich nicht in vergangene Tage oder romantische Träume zu flüchten.

Quo vadis St. Pauli?

Immerhin die FC Amateure gewannen ihr Spiel im heimischen Schanzenpark.