Kultur des VDS

Freiburg oder die Kultur des VDS

Nachdem wir unter der Woche im Forum wieder zum philosophischen Zirkel (VDS) geladen hatten um uns wie immer beim Austausch von Gedanken und Getränken auf das Spiel einzustimmen, trafen wir uns also zum Frühstück im Miller. Ich kam etwas zu spät und hatte Schwierigkeiten, Klo, Astra Schwabe, Sicko, Bob und Silversurfer beim Reflektieren der von Heidegger 1927 neu gestellten Frage nach dem Sein zu folgen. Bald aber war mir klar, das es hier um Heideggers Hauptwerk “Sein und Zeit” ging, das die Grundstrukturen des Seins im Hinblick auf das menschliche Dasein untersucht. Mit dem Hinweis, das der Tod hier den Schlüssel bildet, die Erfahrung des “Nichts”, das Erlebis der “Angst”, die “Sorge” als Kennzeichens des Daseins betrachtet werden, brachte ich mich zurück in die Runde und konnte punkten. Das Frühstück brachte noch die eine oder andere Detailfrage mit sich wie z.B. ob man Michel Focault wirklich als das Gegenteil eines Theoretikers bezeichnen kann und ob die Frankfurter Schule mit ihrer “Kritischen Theorie” dem Marxismus wirklich weiter geholfen hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Frühstück

Frühstück

Wir machten uns nach dem leckeren Frühstück und dem vergnügten Diskurs auf in Klos Gemächer, dort bei klassischer Musik noch einmal über Freud zu referieren und liessen im Zuge dieser psychologischen Exkursion wenig gute Haare am alten Sigmund. Bald war es aber auch an der Zeit, zum Tipple Inn zu flanieren, um dort weitere Diskursteilnehmer aufzunehmen und unser Wissen weiter zu vertiefen. So trafen wir auf Saschex, Mosh, Pauli Tante (R.I.P.) und weitere Experten, die unser Treffen zu einem Vergnügen intelektueller Güte machten. Natürlich kamen wir auch irgendwann zum Thema des Tages: Fußball. In diesem Kontext diskutierten wir die Prinzipien der Waldorf Schule, in der Fußball lange verpönt, sogar verboten war, da es wohl nicht im Sinne des Gründers zu sein schien, Dinge mit Füßen zu treten. Nun denn, ich mußte noch ins Miller zurück, um Fly eine Karte zukommen zu lassen und den Rest der Aktion Süd zu treffen. Auch hier wurde der gehobene Diskurs gepflegt. Aber es ging vielmehr um physikalische Themen, die nicht so meine Welt sind. Also hielt ich mich hier zurück als Gaston, St. Pauliboy, Silversurfer und weibliche, weitgereiste Gäste über Kettenreaktionen und weitere Punkte der Kernphysik sprachen. Auch diese Themen fanden bald ein Ende, da es Zeit wurde, ins Stadion zu gehen.

VDS Freiburg

VDS Freiburg

So trafen wir dort auf die komplette Aktion Süd, nur Bob war im Rahmen eines “Knowledge Transfers” als Gast in der Gegengerade, um dort von den Arschrockern in die Geheinnisse des bestuhlten Supports eingeweiht zu werden. Wir erwarten mit Spannung das Referat zu dieser Thematik.

Wie immer ergingen wir uns in der Zeremonie des Schwenkfahnen-Aufsteckens, der Doppelhalter-Verteilung und harrten auf den Spielanpfiff. Als Fly und ich auf den Zaun der Südkurve stiegen um den Support etwas zu koordinieren, wurden wir von zwei Ordnern zurück gewiesen. Diese schienen neu in der Südkurve zu sein und ein freundliches Miteinander ergab, das Fly und ich uns friedfertig zurück zogen, um dann doch aus dem Pulk heraus “Aux Armes” anzustimmen. Nach gutem Gesang konnte also auch das Spiel beginnen und – was soll ich sagen – das Drama nahm seinen Lauf: zehn Minuten nach der ersten Chance von Lotter macht Freiburg das 0:1 und rettet den Vorsprung in die Halbzeit. Der teilweise gut anzuschauende Sturmlauf der letzten Viertelstunde wurde allein von Richard Golz zunichte gemacht, der innerhalb weniger Sekunden allein dreimal Schüsse abwehrte und insgesamt so unseren Gästen den Sieg über die neunzig Minuten rettete. Erkenntnis des Spiels war, das Lotter nicht überzeugen konnte und sein Wechsel gegen Sager etwas mehr Schwung brachte. Bleibt die Frage, ob Lotter eventuell doch nur der Ergänzungsspieler ist, der in Kooperation mit Spielern wie seinerzeit Wehlage wirklich das Spiel positiv beeinflussen kann. Und warum haben wir keinen Torwart, der uns mal drei Punkte rettet wenn es darauf ankommt? In der Theorie mag Richard Golz St. Pauli Fan sein, allein in der Praxis mangelt es an Beweisen.

Nun denn, nach diesem ernüchternden Spiel ging es ins Radau. Immerhin sollten wir noch dem Vortrag des Astra Schwaben über den “Gottesbeweis” von Descartes und dessen Widerlegung im Rahmen der Feuerbachschen Religionskritik lauschen. Der Vortrag war ein reiner Genuss und die anschliessende Diskussion brachte mir den einen oder anderen neuen Ansatz, über diverse Punkte des Atheismus nachzudenken.

Alsbald aber verabschiedete ich mich und fuhr trotz der Heimniederlage meines heissgeliebten Vereins nach Hause, schlug noch etwas in “Ecce Homo” von Nietzsche nach und löschte dann schnell das Licht, um von glorreichen Zeiten des FC St. Pauli und den Sieg in der Champions League zu träumen.

P.S.: Und natürlich war ich um Mitternacht voll wie ein Amtmann, Mr. Bagu