Burghausen

Burghausen oder wie irre muss man sein?

Stadion Burghausen

Stadion Burghausen

Das muss man sich mal vorstellen: Es ging tatsächlich los. Bender, Mosh, Kim, Nuhnuh, Klo und der werte Medienkoordinator des FC St. Pauli trafen in meiner bescheidenen Wohnung ein und das erste Warmup-Getränk war fällig. Klo wollte ja eigentlich nichts trinken aber nach dem zweiten Glas Milch [kein Scherz] war er dann doch nicht mehr zu halten und trank Bier wie wir alle. Um viertel vor Acht ging es dann mit Gepäck und Reiseproviant zum Bahnhof Altona. Ein Riesenhallo, kamen neben den ganzen Mitreisenden auch noch Pauli Tante und Tropezia zum Winken an den Bahnsteig. Also alles in den Waggong verstaut und dann wurde noch der Partywagen beladen, was sich als ein kleines Durcheinander darstellte. Anlage rein, dann wieder raus und wieder rein. Als der Partywagen dann endlich beladen war, stellte sich heraus, das er mindestens bis Hannover nicht benutzbar ist. Der Grund ist mir jetzt entfallen aber es hatte irgendetwas mit Strom zu tun. Letzten Endes stellte sich aber heraus, das der Wagen gänzlich unbenutzbar war und erst in München ausgetauscht werden sollte. Ganz großes Bundesbahnkino. Somit fiel die erste Schicht von Superfly und mir im Partywagen ins Wasser.

In unserem Abteil saßen die Boys In Black (for him & for her), Klo, Nuhnuh, Superfly und meine Kleinigkeit. Neben uns die unorganisierte AFC Meute, die aus Mosh, Bender, Kim, Adolf Jäger, Altona 93 und zwei jungen Damen ohne mir geläufigen Namen bestand. Daneben noch der Medienkoordinator mit weiteren Personen, mir ebenfalls unbekannt. Als ich vom Partywagen zu unseren Abteilen kam, stand Andy Elbe voll wie ein Amtmann bei den AFClern rum und redete auf diese ein. Allein was er erzählte wird wohl sein Geheimnis bleiben…

Endlich konnte der Zug dann rollen und in Harburg waren dann erstmal alle an Bord. Nachdem wir es uns dann relativ gemütlich gemacht hatten, konnte die Sause als auch beginnen. Es wurde also fröhlich geredet, getrunken und alle freuten sich wie Schneekönige, bei dieser Auswärtsfahrt dabei zu sein. Dieser Freude verliehen wir auch ungetrübt Ausdruck. Zwischendurch machte der eine oder die andere noch ein Nickerchen und in Würzburg stieg dann um ca. 05:00 Uhr der Astra Schwabe noch hinzu und die Party schunkelte sich ihrem Höhepunkt entgegen. Auf der Fahrt lernte man einige Leute kennen und immer wieder war es ein witziges “Ach Du bist der…” und Soso, du bist also die…”. Orsen hatte seine Schwester mit Kamera auf Bildberichterstattung geschickt. Wieder mal wurden also Passantenspione in die Arschrock Aktion Süd Fraktion eingeschleust. Aber wir entdecken sowas ja immer gleich sofort. Nur Superfly torpedierte immer wieder meine Flirtversuche mit der jungen Dame. Danke, du Nuss;-) In München wurde der Partywagen ausgetauscht und es gab großes Hallo als zu diesem Zweck Teile unseres Zuges einander passierten. Als dann Burghausen immer näher rückte fingen die AFCler an, Ihre U-Boot Verkleidung zu präparieren. Dabei war ich behilflich und merkte aus den Augenwinkeln, das ein Ordner mit unseren Leuten debattierte. Neugierig gesellte ich mich dazu und fragte, was denn los sein. Der Ordner ranzte mich mit den Worten an “Halt””s Maul. Du warst doch schon in Hamburg Scheiße, du Arschloch!” Mein relativ höfliches Nachfragen, was damit gemeint sein, wurde mit der Rezitation der ersten Antwort erwidert. Ich sagte daraufhin, das er mich dann nicht vollabern soll und wandte mich weg. Prompt hatte ich eine hängen. Na super. Wie sollte ich jetzt reagieren? Da ich einer derjenigen bin, die ohnehin schon recht friedlich sind und auch Alkohol daran nichts ändert, beließ ich es dabei. Stattdessen klärte ich Heiko und Cathrin über den Vorfall auf, die sich der Sache dann annahmen. Passiert ist allerdings nichts. Verständlich, da die beiden ohnehin schon genug mit dem Zug an sich zu tun hatten. Bei dem Zwischenstopp in Mühldorf allerdings unterhielt sich der Medienkoordinator mit dem Ordner, der erklärte, das er das genau so nochmal machen würde. Lakonischer Kommentar meinerseits: “Dann kannst Du mir ja gleich nochmal auf die Fresse hauen.

In Mühldorf stieg dann auch der “SVW Ordner” Michael zu uns in den Zug und verteilte Begrüßungsplaketten. Er entpuppte sich als absolut zuvorkommender und freundlicher Mensch und viele bedankten sich im Zug schon bei ihm für die freundliche Aufnahme und die Mühe, die er sich bisher gemacht hatte. Dementsprechend riesig war der Empfang in Burghausen. Tatsächlich stand dort der Bürgermeister mit Blaskapelle und unzählige schaulustige Burghausener. Klo und ich waren den Tränen nahe, so rührend war die Szenerie. Der Bürgermeister erhielt von Heiko ein Trikot mit der Rückenbepflockung “Bürgermeister” ebenso wie der “SVW Ordner” Michael, bei dem “Michael” hinten drauf stand. Macht Sinn. Die Kapelle spielte mächtig auf, kam aber gegen unseren Gesang nicht wirklich an. [Sorry Jungs, aber da hättet ihr besser eine elektronische Verstärkung mitgebracht.] Am Bahnhof trafen wir dann auch auf die FC Bayern Connection der Arschrocker, die nach Burghausen kamen, um uns zu unterstützen. Bayern in Seemannsverkleidung. Das muss man sich mal vorstellen.

So zog dann also ein Riesentross an St. Pauli Fans durch Burghausen zur ersten Station, der Riesenparty mit zwei Livebands. Freundliche Burghausener winkten uns aus ihren Wohnzimmerfenstern, Vorgärten und Dachterassen zu. Was für eine Idylle. Unsere AFCler, die sich ja als U-Boot verkleidet hatten wurden dann kurzfristig mit der Polizei und dem Vermummungsverbot in Bayern konfrontiert. Wo ist eigentlich die Grenze zwischen Verkleidung und Vermummung? Was machen die Bayern wenn Fasching gefeiert wird? Tritt da eine Ausnahmeregelung in Kraft?

Die Party mit Livemusik aber war der absolute Bringer und Superfly und ich packten die Schwenkfahnen aus, wedelten damit durch die Halle. Allein Adolf Jäger, der die ganze Zeit mit den Fahnen liebäugelte kam dann mit dem Schwenken nicht zurecht und somit ernenne ich ihn hiermit zum ersten Schwenkfahnenpraktikant der Aktion Süd.

Schwenkfahnenparty

Schwenkfahnenparty

Nach guter Musik, etlichen Leichtbierbechern [Igitt] und Gesängen ging es dann zum Stadion. Der Einlass und die Kontrollen waren ebenso freundlich und witzig wie der Empfang am Bahnhof. Es gab keinerlei Probleme mit den Tapeten, den Fahnen und Wunderkerzen, die Boys In Black (for her) und ich dann am Eingang verteilten. Wir hatten knapp tausend Stück dabei und Fahelor hatte mir im Zug nochmal knapp Tausend gegeben. An dieser Stelle Dank dafür. Das Stadion war gerammelt voll [Und das nur mit ca. 8.500 Zuschauern. Irgendwie witzig.] und wir suchten uns Plätze im Stehblock. Unser Transpi “Non + Ultra = Süd” wurde aufgehängt und wir packten unsere Fahnen aus. Superfly und Boys In Black (for her) postierten die Schwenkfahnen im Innenraum. Klo traf den Begründer der Turbonegro Jugend Burghausen auf dem Klo [ Ironie des Schicksals ], fand sich dann mit Nuhnuh zusammen auf einmal auf dem Spielfeld wieder mit Mikro im Gesicht. Gut, das das aufgezeichnet wurde, da Klo sich eigentlich an kaum was erinnern kann. Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt. Zum Anpfiff wurden erstmal die Wunderkerzen angezündet. Allein die Haupttribüne war einen Tick zu früh. Der Support im Stadion war eigentlich recht gut, verlief sich aber aufgrund der Leichtathletikbauweise des Burghausener Stadions. Das Spiel war weniger schön und zur Halbzeit fragte ich mich dann auch, wie irre man eigentlich sein muss, um die Strapazen einer solchen Reise auf sich zu nehmen, um sich einen so durchschnittlichen Kick anzugucken. Diese Frage werde ich auch morgen erst einmal an meinen Therapeuten richten. Einziger erwähnenswerter zwischenfall der ersten Halbzeit bleibt der Spinner, der einen vollen Bierbecher auf die Burghausener Ordner warf. Bleib das nächste Mal zuhause, du Vollpfosten!

Zur Halbzeit rollten wir dann unsere Tapete “Sieg oder Spielabbruch ;-)” aus und unter tatkräftiger Mithilfe der Fans wurde diese auch recht lange hochgehalten. Den Text mußte ich permanent erklären. Aber die zuerst angedachte Alternative “Auswärtssieg oder wir legen Euer Kaff in Schutt und Asche” hätte wohl noch mehr Erklärungsbedarf provoziert. Die zweite Halbzeit brachte uns auch nicht wirklich weiter. Ein Unentschieden ist zwar keine Niederlage aber gibt auch nicht wirklich Hoffnung auf Besserung. Bleibt der nächste Montag abzuwarten.

Nach dem Spiel packten wir unsere Siebensachen, trafen die Arschrocker im “Diner” am Bahnhof, wo der Wirt total überfordert mit gleichzeitiger Tresen- und Küchenarbeit war. Heikos Versuch, einen Espresso zu bestellen konterte er mit “Kaffee ist aus”. Aber es gab ja immer noch Bier, Cola und Cuba Libre… Bald darauf war der Zug auch wieder da und wir bezogen unsere Abteile. Wieso war eigentlich unsere Abteiltür ausgehängt? Habe ich auf der Hinfahrt etwas verpasst? Nun ja, der Abschied war lustig und wir machten uns auf die Heimreise. Bier- und Proviantvorräte wurden geplündert, Sportzigaretten geraucht und gequatscht. Es ist immer wieder witzig, wie unterschiedlich sich Ereignisse wiedergeben lassen und was man an Anekdoten auf so einer Reise erlebt. Die Reise nahm dann aber einen etwas unrühmlichen Verlauf: Bei unserem Zwischenstopp in München legten sich Leute mit Polizei und Ordnern der Bundesbahn an. Hinter München dann musste ein Waggon abgehängt werden, da mal wieder was defekt war. Nach einer Stunde ging es dann endlich weiter und der Zug litt etwas unter Überbelegung. Da aber der Partwywagen irgendwann dann auch endlich eröffnet werden konnte, gab sich das ein wenig. Wieder aber fiel die Schicht von Superfly und mir ins Wasser. Ich für meinen Teil schlief dann irgendwann ein und pennte so meinem Geburtstag entgegen. Um Mitternacht war es dann soweit: Jetzt bin ich sechsunddreißig! Etliche Glückwunsche und Umarmungen hagelten auf mich ein. Ich bekam das neue St. Pauli Buch, einen Mini-Doppelhalter und die Offiziellen WM 2002 Kaffebecher von Tupperware. So wurde also wieder gefeiert, getrunken und gelacht. Danke übrigens für das Ständchen über die Lautsprecheranlage im Zug. Und Orsen, danke für die SMS. Silversurfer, danke für den Anruf. Überhaupt danke an alle, die mir gratuliert und mit mir gefeiert haben.

Der Astra Schwabe verliess uns im Rahmen rührender Abschiedsszenen in Würzburg. Wir hingegen kümmerten uns um die restlichen Vorräte und mit dem Beginn der Partyschicht der Boys In Black fiel aber der Schlaf über uns her. Bis Hannover wurde gesägt was der Wald an Holz hergibt und eine fröhliche, putzmuntere Boys In Black (for him) bereitete dem ein Ende, so das wir rechtzeitig unsere Sachen zusammenpackten und entspannt den Rest der Strecke hinter uns brachten. Auch in Hamburg reihte sich Verabschiedung an Verabschiedung und in Altona hatte das Ganze dann ein Ende. Und wenn sich mein Kühlschrank während meiner Abwesenheit nicht autonom und ohne Weisung abgetaut hätte, hätte ich direkt ins Bett fallen können…

P.S.: Dad, ich liebe Dich und ich hoffe, das es Dir – wo immer Du jetzt auch bist – gut geht und Du Deinen Frieden gefunden hast.