Kolumne sanktpauli 04
Got it?!
Alle Jahre wieder
Alle Jahre wieder kommt sie, die Zeit der Ka?lte und Feuchtigkeit. Die Massen auf den Stehtraversen lichten sich etwas und bringen dabei die Unfo?rmigkeit der Masse ans Tages- oder Flutlicht: Menschen, eingepackt in Jacken, die sie wie Michelin- Ma?nnchen deformieren, selbstgestrickte oder im politisch korrekten Laden gekaufte Wollmu?tzen im Inka-Style, die Gesichter auf ihre funktionalen Organe reduzieren und jedweder Anmut berauben. Hose werden eng aufgrund der, darunter getragenen langen Unterhose, Fu?ße gleichen in Winterschuhen den Klumpfu?ssen Gevatter Knorpelkopfs, Ha?nde in Fa?ustlingen erinnern an die Sesamstrasse und nicht an wirkliche nutzwerte Gliedmaßen.
Ka?lte ist das eine, Frieren das andere. Ka?lte ist physische Temperatur, Frieren das psychologische Weicheiertum verzogener Großstadtkinder.
Sich warm anzuziehen ist ebenso das eine, dabei auszusehen wie das in die Großstadt gezogene Landei das andere. Wer bei der Wahl seiner Kleidungsstu?cke sich rechtzeitig vom mu?tterlichen Diktat befreit hat und eigensta?ndig u?berlegt, wird auch bei der Wahl winterlicher Kleidung strategisch und stilistisch vorgehen. Praktisches wird kombiniert mit feinen Accessoires und auch eine Wollmu?tze, im richtigen Schnitt und einer einzigen, saisonkorrekten Farbe kann vorteilhaft kleiden. Der Schal, farblich passend, richtig und formvollendet um den Hals geschlungen betont den Hals und la?sst Menschen nicht zu nackenlosen Monstern werden. Da die Parkamode wieder im Trend ist, kann auch hier eine warme Jacke trendgerecht und stilvollendet kleiden. Wer dabei den Fehler macht, den Parka im Second-Hand-Shop um die Ecke zu erwerben erliegt nicht nur dem fatalen Irrtum, diese Kleidungsstu?cke ko?nnten unseren winterlichen Temperaturen noch trotzen, sondern verkennt auch die Tatsache, das Retro-Look nicht heißt, das Original zur Schau zu tragen, sondern ein Kleidungsstu?ck zu erstehen, das neu ist und dabei der modischen Evolution angepasst original wirkt. Hosen gibt es im aktuellen Schnitt weit genug, um darunter bequem und nicht den Geschmack anderer beleidigend getragen zu werden. Daru?ber hinaus gibt es auch modisch geschnittene Thermohosen. Die nicht nur gut aussehen, sondern auch warm sind.
Wer jetzt fragt, woher man das Geld dafu?r nehmen soll, dem sei gesagt, das es genug H&Ms und andere La?den dieser Preisklasse in Hamburg gibt, die hu?bsche Sachen gu?nstig an die Frau, den Mann und das Kind bringen. Und auch Dinge aus den Second-Hand-Ma?rkten kann man aufpeppen ohne dabei wie ein la?ngst antiquiertes Bild aus dem Lehrbuch der siebziger Jahre auszusehen.
Also, lasst euch gesagt sein: Ho?rt auf, mein a?sthetisches Empfinden zu kra?nken, nur weil euch kalt ist. Frieren ist das eine, dabei auszusehen wie eine bunte, selbstgestrickte Rumkugel das andere…
Sieg Style