Kolumne sanktpauli 06

Die runde Rhetorik muss ins eckige Blatt.

Oft zitiert, zu vielen Lachern führend sind sie allseits beliebt, die Kommentare, die Fußballspieler noch schweißgebadet auf dem grünen Rasen in Mikros und Diktiergeräte bemühen. Eingeleitet mit ?Ich sag mal? oder ?Ich denke? werden die Fragen aus dem unerschöpflichen Repertoire der berichtenden Zunft beantwortet. Fragen wie z.B. ?Was sagen sie zu dem unglücklichen Ergebnis?? bringen Antworten wie ?Ich sag mal, in der ersten Halbzeit haben wir kein Glück gehabt und in der zweiten Hälfte kam dann noch Pech hinzu.? hervor. Was also erwartet man von einem Spieler, der, physisch und psychisch noch zutiefst berührt vom Spiel vor ein Mikro geschubst wird, um Fragen jenseits der Sinnhaftigkeit zu beantworten? Soll er auf die Frage nach der Mannschaftsleistung etwa Hermann Hesse zitieren: ?Jeder Mensch ist etwas Persönliches und Einmaliges, und an Stelle des persönlichen Gewissens ein Kollektives setzen zu wollen, das heißt schon Vergewaltigung und ist der erste Schritt zu allem Totalitären.?? Soll er gar dieses Zitat noch ergänzen durch eine abstrakte Schlussfolgerung, das Hesse zwar nicht vom Fußball spricht, aber die Mannschaft doch nur durch die Entfaltung der individuellen Persönlichkeit und Spielstärke eine kollektive Leistung entfalten könne?

Antworten dieser Couleur würde den fragenden Journalisten in Wahrnehmung und Verständnis überfordern. Der grundsätzlich besserwissende und besser informierte ? zwar außenstehender aber dennoch Insider (ein Widerspruch in sich) – Journalist könnte aus dieser Antwort keinerlei Schlussfolgerung ziehen, die in entsprechend vorgezählte Zeilen und Lage würde ob dieser Antwort inne halten, da der Spieler doch dass vertraute ?Frage und Antwort Spiel? auf eine Ebene bringt, die zum einen nicht nachvollziehbar, zum anderen nicht druckreif ist und letzten Endes mit der Tradition der ?Du Tarzan, ich Jane? Dialektik bricht.

Denn Verein und Spieler müssen passen. In das druckreife Bild, dass in der Schlussredaktion gefüllt werden muss, um am nächsten Morgen der lesenden Bevölkerung kundzutun, dass man ja vorher schon wusste, dass das so mit Pauli nichts wird. Wie sagte Robert Lembke seinerzeit so treffend? ?Eines der Probleme beim Fußball ist, dass die einzigen Leute, die wissen, wie man spielen müsste, auf der Pressetribüne sitzen.?

Und überhaupt, wer ist eigentlich dieser Pauli?