[ chillin” @ old oaks | Ich bin drin | Tag 01 ]

Tag 1 | 24.03.09

So, jetzt bin ich drin. Im Krankenhaus. Und das hat mal wieder all meine Erwartungen erfüllt. Es ist nämlich alt, also das Gegenteil von modern und nicht sehr komfortabel. Wurde mir die letzten Tage noch vorgeschwärmt von dem Komfort des Israelitischen Krankenhauses und dem in Rissen (Eigenes Badezimmer, gemütliche Cafeteria mit Wintergarten, Internetzugang auf den Zimmern und so weiter und sofort), so ist mir heute einmal mehr klar, dass mich hier nur das Gegenteil erwarten konnte: Waschecke im Zimmer, alter Kleiderschrank, schmales und viel zu kurzes Bett, kein Internetzugang auf dem Zimmer. Bad und Klo auf dem Flur. Hinzu kommt eine mehr als ungemütliche Cafeteria, keine Rauchgelegenheit, sondern der Gang vor die Krankenhauspforten. Und das bei Schnee.

Das war aber schon immer so und ist also nicht Neues. Wird in einem Hotel vergessen, das Zimmer für einen Gast zu reservieren, so bin ich der Gast. Muss das schäbigste und kleinste aller Zimmer noch vergeben werden, so bekomme ich es. In Paris habe ich mal in einem Zimmer wohnen müssen, da habe ich mich schon beim Ausziehen an den Wänden gestoßen. In Mainz wurde meine Reservierung übersehen, das Hotel war ausgebucht und ich bezog einen Etagen-Aufenthaltsraum des Personals.

Wie auch immer. Nach der schnellen und unspektakulären Aufnahme bezog ich also das Domizil der nächsten Tage. Leider kein Einzelzimmer, sondern mit Nachbar: Günther heißt er, ist schon etwas älter und atmet jetzt schwer vor sich hin. Der Günther ließ bis zum späten Nachmittag auf sich warten, da im OP. Ein Frischoperierter, wie es im Stationsjargon heißt. Da gehöre ich ja ab morgen auch zu, zu den Frischoperierten. Nach dem Auspacken die ganzen Untersuchungen: Blutabnahme, Röntgen und ein EKG bei einer Dame, der nicht klar ist, das man mit Patienten auch reden kann, wenn nicht sogar zwingend soll. Man liegt da also, ist gerade eben verkabelt worden und die Nase juckt. Da juckt man sich mal eben schnell. ?Nein, nein, nicht bewegen!? Aha, das EKG lief schon. Konnte ich ja nicht ahnen. Das Gerät steht außerhalb des Sichtfeldes und ein Startschuss wurde auch nicht abgegeben. Ein munteres ?Jetzt geht?s los. Bitte nicht bewegen.? Hätte ja gereicht. Selbst auf das munter hätte ich da noch verzichten können, die bare Information wäre ausreichend genug gewesen.

Zwischendrin habe ich begonnen, das Buch ?Ehre Deinen Vater? von Gay Talese zu lesen und bin natürlich hin und wieder vor die Tür, um zu Rauchen. Dann abschließend das die OP vorbereitende Gespräch mit dem verantwortlichen Arzt. Irgendwo her kenne ich den. Da bin ich mir ziemlich sicher. Apropos kennen: die Anästhesistin ist mir persönlich bekannt. Was wiederum dazu führt, dass ich einen anderen Facharzt für diese Disziplin benötige, da die mir bekannte Anästhesistin keine Leute narkotisiert, die sie persönlich kennt. Eine Haltung, die ich seht gut verstehen kann. Würde ich auch nicht. Da ist man befangen und könnte schnell in Versuchung geraten.

Technisch gesehen bin ich dank meiner Frau Nadja jetzt bestens ausgestattet: Eye TV zum TV-Empfang mit dem MacBook und ein USB-Stick, mit dem man online gehen kann. Hinzu kommen drei Zeitschriften (Galore, Spiegel, 11 Freunde 80er Spezial), das gerade erwähnte Buch sowie diverse DVDs: Arn, der Kreuzritter, Der Mongole, eine Doku über die Varusschlacht und die Sitcom ?Mad Men? in der englischen Originalversion. Hier wird die amerikanische Kultur der Werbeagenturen in den 70ern aufs Korn genommen. Für mich als Werber also genau das Richtige. An Eye TV ist das Schöne, das man damit auch Filme und so digital aufnehmen und dann später auf dem Rechner ansehen kann. Feine Sache das.

So, und jetzt? Oha, gleich gibt es schon Abendbrot. Da geht kein Weg dran vorbei. Genauso wie an der Kundenbindenden Maßnahme der Krankenhäuser, überall Fenster auf kipp stehen zu haben. Da holt man sich schön was weg und verlängert doch gern den Aufenthalt im Hospital.

In diesem Sinne. Bis später.

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